Eine der ersten Pflanzen die ich bewusst mit allen Sinnen wahrgenommen habe und in direkten Kontakt getreten bin, ist die Kamille. Die echte Kamille, Matriciaria recutita.
Zur Kamille hatte ich eine eher zwiespältige Beziehung. Ich mochte weder ihren Geschmack noch ihren Duft. Für mich stand Kamille für Bauchschmerzen und Krank sein. Ich wäre nie auf die Idee gekommen einfach so einen Kamillentee zu trinken.
Eines meiner Kinder hatte als Kleinkind mit geschwollenen Lippen und Nesselfieber um den Mund auf Kamillentee reagiert. Eine eher seltene allergische Reaktion, meistens auf die römische Kamille (Anthemis nobilis) und die Hundskamille (Anthemis arvensis). Bei der echten Kamille (Matriciaria recutita), die aus einer anderen Pflanzenfamilie kommt, ist eine solche Reaktion nicht zu erwarten. Wenn auch alle Kamillen sehr starke Heilpflanzen sind und mit bedacht angewendet werden sollten.
Jedenfalls hat dieses Erlebnis nicht unbedingt zu unserer Freundschaft beigetragen 😉
Und doch hat sie mich fasziniert. In meinem Garten standen immer ein paar kleine, zarte Kamillenpflanzen. Ich konnte lange da sitzen und sie betrachten. Als Heilpflanze habe ich sie aber nur selten verwendet.
Nun gut.
Ich hatte mir vorgenommen der Kamille unvoreingenommen zu begegnen. Dazu habe ich mich zuerst tief geerdet, mein Herz geöffnet und mich ganz bewusst auf die Kamille eingelassen.
Ich habe ein paar getrocknete Blüten in der Hand zerrieben, heisses Wasser darüber gegossen und den Tee ein paar Minuten ziehen gelassen.
Zuerst habe ich ihren Duft tief eingeatmet… Ich war völlig überrascht wie süss sie duftet. Ich wurde sofort in ein kleines, geborgenes Kind verwandelt und grinste über das ganze Gesicht.
Ich muss jetzt noch lachen, wenn ich daran denke.
Ich trank einen Schluck… es schmeckte süss und bitter…. aber sooooo gut. Was gut??? Ich war überrascht.
In mir breitete sich tiefes Vertrauen aus. So fühlen sich wohl kleine Kinder in den Armen ihrer Mutter. Ein wunderschönes Gefühl.
Ich sass noch eine ganze Weile auf dem Sofa und habe den Tee Schluck für Schluck genossen. Gerochen, Geschmeckt und vorallem in mich hinein gefühlt. Dieses Gefühlt von totaler Geborgenheit und Vertrauen hat mich tief beeindruckt.
Während ich da sass, völlig mit der Kamille verbunden, habe ich viel über ihr Wesen und ihre Heilanwendung erfahren. Am nächsten Morgen habe ich in Büchern nachgelesen, was alles über sie geschrieben steht und mich darüber gefreut,dass sich meine Erfahrungen und Informationen vom Vorabend sich mit demgeschriebenen gedeckt haben.
Kurz zusammen gefasst:
Kamille wird bei einer grossen Spanne von einfachen Gesundheitsproblemen angewendet und ist besonders wirkungsvoll, wenn die Beschwerden durch Anspannung, Nervosität, Überreiztheit begleitet oder ausgelöst worden sind. Was ist da wohltuender, als sich so geborgen und voller Vertrauen zu fühlen?
Dieses Erlebnis hat mir bestätigt, dass man wirklich direkt mit einer Pflanze kommunizieren kann und wie wichtig und wunderschön dieser Austausch ist.
Wie es Gerhald Hüther immer wieder schön auf den Punkt bringt: Nur mit Begeisterung lernen wir wirklich gut.
Ja, die Essenz der Kamille werde ich nie mehr vergessen und ich freue mich über alle die Aspekte von ihr, die ich noch (kennen-) lernen werde.
Für mich ist die Kamille seither zu einer guten Freundin geworden. Ich höre darauf, wenn sie sich bei mir meldet. Manchmal reicht es aus, wenn ich mich einfach mit ihr Verbinde, manchmal trinke ich einen Kamillentee oder gebe ein paar Blüten in eine Mischung. Jedesmal stellt sich sofort diese kindliche Unbeschwertheit, die Geborgenheit und das tiefe Vertrauen ein.
Wenn du das nächste Mal tiefes Vertrauen brauchst, trinke ganz bewusst einen Kamillentee und nimm dir Zeit zu riechen, zu schmecken und vor Allem zu fühlen.
Ich jedenfalls trinke vor dem nächsten Zahnarztbesuch oder einem Flug, ganz bestimmt eine Tasse Kamillentee. 😀
Und bevor ich diesen Post in die weiten des Internets entlasse ;-P